Der Dreschschuppen und die Dreschgenossenschaft


Baubeschreibung

Der Dreschschuppen wurde im Jahr 1958 erbaut. Das Gelände war sehr sumpfig und mit Schilf bewachsen; es mußte erst eine Quelle eingefangen werden, um diese Baumaßnahme auf diesem Gelände durchzuführen.

Aus diesem Grund gestaltete sich die Fundamentierung sehr schwierig.

Die Außenwände wurden aus Gitterziegeln hergestellt; die Holzkonstruktion des Daches wurde aus einer Binderkonstruktion erstellt, damit im Innenraum des Schuppens keine Träger und Stützen störten. Zur Dacheindeckung wurden Eternitplatten verwendet.

In dem Gebäude des Dreschschuppens wurde auch noch ein Raum für die Viehwaage und ein Raum für die Tragkraftspritze der Feuerwehr untergebracht. Außerdem wurde auf dem Außengelände mit einer Kreissäge der Dreschgenossenschaft das Brennholz geschnitten.

Nutzung des Gebäudes

In Obergude bestand eine Dreschgenossenschaft in der alle großen und kleinen Landwirte Mitglied waren. Eigentum der Genossenschaft war eine Dreschmaschine, eine Schrotemühle und eine Kreissäge.

Der Dreschschuppen wurde vor allen Dingen von den kleinen Bauern genutzt, die in ihren kleinen Scheunen keine Gelegenheit hatten, die große Dreschmaschine aufzustellen. Aber auch die größeren Landwirte nutzten den Dreschschuppen; wenn die Ernte noch nicht vollständig eingebracht und es sich nicht lohnte, wegen einer Fuhre Frucht die Dreschmaschine in ihrer Scheune aufzustellen. Anfang der 50er Jahre wurde eine neue Dreschmaschine gekauft. In der damaligen Zeit schon eine sehr moderne Maschine, mit eingebauter Strohpresse, mit Selbsteinlegevorrichtung, mit Körnergebläse und einem Spreugebläse. In der heutigen Zeit wird beim größeren Kauf von Maschinen auch etliche Geldbeträge fließen. Aber auch Anfang der 50er Jahre, beim Kauf der neuen Dreschmaschine, buhlten zwei Firmen um die Gunst des Käufers (Petermann und Buschoff).

Nach der Unterschrift des Kaufvertrages durch den Vorstand der Dreschgenossenschaft bei der Firma Petermann ist im Gasthaus in Obergude auch etwas geflossen, kein Geld, sondern Bier und Schnaps und am nächsten Tage hatten etliche Leute sehr große Kopfschmerzen.

Zum Dreschschuppen und den Dreschmaschinen gehört auch ein Maschinist und diesen möchte ich jetzt vorstellen.

Heinrich Hasel, genannt Haselhenner. Er bewirtschaftete eine kleine Landwirtschaft und war der Maschinist der Dreschgenossenschaft. Sonnabends hat er mit der Schrotemühle, die auf dem Bauernhof Schmidt in Obergude untergebracht war, den Kleinbauern, die keine eigene Mühle hatten, das Futtergetreide gemahlen. Je nach Saison im Frühjahr mit der Genossenschaftskreissäge das Brennholz geschnitten.

Aber seine Hauptarbeit war im Herbst, wenn die Ernte eingebracht war, zuerst wurde im Dreschschuppen stationär gedroschen, dann wurde die Maschine in den Scheunen der größeren Landwirte aufgestellt und man hörte sie im Herbst dann wochenlang brummen.

Dabei hatte natürlich der Maschinist Haselhenner viel Arbeit. Wenn die Maschine von Hof zu Hof gezogen werden mußte und dann wieder neu ausgerichtet wurde; ich habe ihn immer bewundert, wie er die Menschen, die ihm dabei halfen, kommandierte, damit die Maschine in die richtige Stellung kam. Wenn dieses erledigt war und die Maschine brummte, hatte er genügend Zeit, um sein Zigarettchen zu rauchen.

Bei dem trockenen Stroh und unserem stark rauchenden Hasselhenner habe ich mich immer gewundert, daß es in Obergude wenig gebrannt hat.

Da die Technik auf keinem Gebiet aufzuhalten ist, hat es auch unsere Dreschmaschine "erwischt". Sie wurde verschrottet und durch Mähdrescher ersetzt. Der Dreschschuppen wurde umgebaut und heute befindet sich in diesem Gebäude ein Feuerwehrfahrzeug, ein Aufenthaltsraum der Freiwilligen Feuerwehr Obergude sowie die Viehwaage.